Aflatoxin B2
Chemische Formel:
C17H14O6
Beschaffenheit:
Molekulargewicht: 314,3; Kristalle. Zeigt blaue Fluoreszenz;
Schmelzpunkt: 286–289 s C; spezifische Drehung: [ [ ]D–492 s (c = 0,1 in
Chloroform)
Vorkommen:
Aflatoxinproduzierende Schimmelpilzstämme sind weit
verbreitet. Aflatoxine werden aber nur unter bestimmten Bedingungen gebildet.
Die Toxinsynthese ist u.a. abhängig von der Zusammensetzung des Substrats, der
Temperatur, der relativen Feuchtigkeit, dem Sauerstoffgehalt usw. Das Vorkommen
der Aflatoxine beschränkt sich daher auf bestimmte Arten an Futtermitteln und
Lebensmitteln wie Nüsse aller Art, Erdnussschrot, Pressrückstände vonÖlsaaten,
Sojaprodukte, Mais. Bei Lebensmitteln muss zwischen dem durch direktes
Verschimmeln bedingten primären Vorkommen, dem durch Verarbeitung
verschimmelter Rohstoffe bedingten sekundären Auftreten und der durch Übergang
aus Futtermitteln (carry over) verursachten Kontamination tierischer Produkte
unterschieden werden.
Wirkungscharakter:
Mycotoxin
Toxizität:
Tierexperimentelle Untersuchungen:
Aflatoxine haben sich bei mehreren Tierarten (u. a. Mäuse,
Ratten, Fische, Enten und Affen) als stark kanzerogen erwiesen. Das Aflatoxin
B2 ist kanzerogen, allerdings weniger stark wirksam als Aflatoxin B1. Nach
Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für die Kanzerogenität von
Aflatoxinen bei Versuchstieren. LD50 oral bei 1 Tag alten Entchen: 84,8 ` g/50
g Körpergewicht
Toxizität beim Menschen:
Epidemiologische Untersuchungen lassen eine Korrelation
zwischen der geschätzten durchschnittlichen Aflatoxinaufnahmemit derNahrung in
einigen tropischen Ländern und dem bei der dortigen Bevölkerung vermehrten
Auftreten von primärem Leberkrebs erkennen. Da die individuell aufgenommene
Dosis rückwirkend kaumzu ermitteln ist, liegen keine Studien über den
Zusammenhang zwischen Dosis und Tumorhäufigkeit vor. Über einige Krebsfälle bei
Wissenschaftlern, die mit Aflatoxinen gearbeitet haben, wurde berichtet. Dabei
handelt es sich aber nicht umLeberkrebs. Nach Angaben der IARC ist die Evidenz
für die Kanzerogenität beim Menschen begrenzt. In verschiedenen
Kurzzeittestsystemen zeigen Aflatoxine eindeutig gentoxische Wirkungen. Nach
Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für das gentoxische Potenzial von
Aflatoxinen.
Therapie:
Nur nach größerer Giftaufnahme nötig. Bei Gefäßkrämpfen Nitroglycerin.
Schock:
Zeichen des Schocks
a) aschgraue, kalte Arme und Beine
b) kaum tastbarer, schneller Puls (über 100 Schläge pro
Minute)
c) schlecht messbarer Blutdruck (unter 100 mmHg)
d) oberflächliche, schnelle Atmung
e) Ausbleiben einer ausreichenden Urinproduktion (unter 20
ml pro Std.)
Der Vergiftete kann im Schock sterben, daher stets dem Schock vorbeugen
durch Laienmaßnahmen:
a) Ruhe
b) Wärme (Unterlage, Zudecke)
c) flache Lagerung (Beine hoch, Kopf tief = Körpereigene
„Bluttransfusion“)
d) warme Getränke (Tee, Kaffee) bei Ansprechbaren
Schocktherapie (Arzt):
a) Als Therapievoraussetzung wird vom Arzt meist ein
zentraler Zugang, z. B. über eine Subclavia- Anonyma-Punktion, gelegt.
b) Beimhypovolämischen, dem häufigsten Schock bei Vergiftungen, erfolgen
sofortige Infusionen ausreichender Mengen von Gelatine- oder HES-Lösungen
(Plasmaexpander). Bei Vergiftungen wird wegen Urineindickung möglichst wenig
Dextran infundiert. Keine peripheren Kreislaufmittel, die die
Nierendurchblutung drosseln wie Adrenalin- oderNoradrenalinderivate, sondern
ausschließlich Infusion von
Dopamin.
c) Beim kardiogenen Schock kann Dopamin im Dauertropf gegeben werden
(Dosierung: 4 gamma/kg/ min, d. h. 50 mg in 500 ml Laevulose).
d) Es folgt die Bekämpfung der Azidose mit Bikarbonatdosen
entsprechend wiederholten arteriellen Blutgasanalysen oder im Notfall
vorübergehend dem Urin-pH (über 7).
e) Bei Spastik im Bronchialtrakt Theophyllin oder
Orciprenalin.
Krämpfe
Es können Krämpfe auftreten, bei denen es zum Atem-(und
Herz-)stillstand kommen kann oder bei denen sich der Vergiftete verletzen kann.
Ein Taschentuch (Guedel-Tubus) zwischen den Zahnreihen und eine laufende
Beobachtung des Vergifteten bewahrt diesen vor Schäden. Ein Arzt kann bei
Krämpfen i. v. Diazepam, Thiopental, Phenytoin oder Suxamethonium spritzen,
intubieren und beatmen.
Entgiftung verschluckter Gifte durch Kohle
Bei jeder Vergiftung durch geschluckte Gifte sollte – auch im Anschluss an ein
Erbrechen oder eine Magenspülung
– ein Fertigbecher Kohle-Pulvis in Wasser aufgelöst
getrunkenwerden. Kohle bindet das Gift, und es kann dann evtl. nach Gabe eines
Abführmittels (Natriumsulfat) den Darm verlassen.
Magenspülung (Arzt)
Die sicherste und schonendste Art der Giftentfernung ist die
Magenspülung. Da einArzt nur mit Unterstützung von 1–2 Helfern eine
Magenspülung durchführen kann, ist wichtig, dass diese vorher wissen, wie sie
durchgeführt wird. Angezeigt ist die Magenspülung bei allen lebensgefährlichen
Giftmengen, auch nach vorausgegangenem Erbrechen sowie bei allen Bewusstlosen (nach Intubation) ohne
Zeitgrenze.
Bei Krämpfen sollte vorher als krampflösendes Medikament 1
Amp. Diazepam i. v. injiziert werden.
Bewusstlose können vorher intubiertwerden. Eine Atem- und
Kreislaufinsuffizienz sollte vorher behandelt werden. Vor jeder Magenspülung
unbedingt Atropin (0,001 g i. v. oder i. m.) injizieren zur Vermeidung eines
vagalen Reflexes (Herz-, Atemstillstand). Bei Hypotonie
vorherige Infusion eines Plasma(ersatz)präparates, bei Azidose Infusion von
Natriumbikarbonat. Asservierung der ersten Spülportion. Ca. 30 Liter
Leitungswasser als Spülmittel. Instillation vonMedizinalkohle und Abführmittel.
Bei Gefäßkrämpfen
Medikament: Nitroglycerin (Nitrolingual-Spray, 0,4mg, Pohl)
Dosierung: 1–2 Hübe auf die Zunge, Wiederholung, nicht bei Hypotonie!