Aflatoxin B1
Chemische Formel:
C17H12O6
Beschaffenheit:
Molekulargewicht: 312,3; Kristalle. Zeigt
blaue Fluoreszenz; löslich in Chloroform, Benzol, Ethanol;
Schmelzpunkt: 268–269 s C; spezifische Drehung: [ [ ]D–558 s (c = 0,1 in Chloroform)
Vorkommen:
Aflatoxin produzierende Schimmelpilzstämme sind weit
verbreitet. Aflatoxine werden aber nur unter
bestimmten Bedingungen gebildet. Die
Toxinsynthese ist u.a. abhängig von der Zusammensetzung des
Substrats, der Temperatur, der relativen
Feuchtigkeit, dem Sauerstoffgehalt usw. Das Vorkommen der
Aflatoxine beschränkt sich
daher auf bestimmte Arten an Futtermitteln und Lebensmitteln wie Nüsse aller
Art, Erdnussschrot, Pressrückstände vonÖlsaaten, Sojaprodukte, Mais. Bei Lebensmitteln muss
zwischen
dem durch direktes Verschimmeln bedingten
primären Vorkommen, dem durch Verarbeitung verschimmelter
Rohstoffe bedingten sekundären Auftreten und
der durch Übergang aus Futtermitteln (carry over)
verursachten Kontamination tierischer Produkte unterschieden werden.
Wirkungscharakter:
Mycotoxin
Toxizität:
Tierexperimentelle
Untersuchungen:
Aflatoxin B1 ist akut toxisch. Es gehört außerdem zu
den am stärksten wirksamen krebserzeugenden
Stoffen. Im Langzeitfütterungsversuch mit
männlichen Fischer-Ratten wurden bereits bei 1µg Aflatoxin
B1/kg Futter Hyperplasien und bei 10% der
Tiere Leberkarzinome beobachtet. In geringerer Häufigkeit
treten auch Tumoren des Drüsenmagens, des
Dickdarms, der Nieren und anderer Organe auf.
Die Empfindlichkeit ist speziesabhängig.
LD50: Regenbogenforelle 0,5, Ratte 5, Maus 50mg/kg Körpergewicht, bei 1 Tag
alten Entchen: 18,2 µg/50 g Körpergewicht.
Auch bei Haustieren, die verunreinigtes
Futter erhalten (z.B. 25 µg/kg), werden Aflatoxikosen
beobachtet.
Werden geringere Mengen der Aflatoxine über eine längere Zeit aufgenommen, entstehen
bei vielen
Tierarten und beim Menschen Tumoren, vor
allem Leberzellkarzinome und Gallengangssarkome. Bei
empfindlichen Arten reicht dazu eine
Konzentration von 0,1 bis 1µg /kg Nahrung aus.
Toxizität beim Menschen:
Beim Menschen wird die letale Dosis auf 1 bis
10 mg/kg geschätzt. Kinder sind besonders empfindlich.
Zeichen einer Leberzirrhosewurden
bei Kindern festgestellt, die täglich 9 bis 18 µg Aflatoxin
B1 mit verunreinigten Erdnüssen aufgenommen hatten. Epidemiologische
Untersuchungen lassen eine Korrelation zwischen der geschätzten
durchschnittlichen Aflatoxinaufnahme mit der Nahrung
in einigen tropischen Ländern und dem bei der dortigen Bevölkerung vermehrten
Auftreten von primärem Leberkrebs erkennen. Da die individuell aufgenommene
Dosis rückwirkend kaum zu ermitteln ist, liegen keine Studien über den
Zusammenhang zwischen Dosis und Tumorhäufigkeit vor. Über einige Krebsfälle bei
Wissenschaftlern, die mit Aflatoxinen gearbeitet
haben, wurde berichtet. Dabei handelt es sich aber nicht um Leberkrebs. Nach
Angaben der IARC ist die Evidenz für die Kanzerogenität
beim Menschen begrenzt.
In verschiedenen Kurzzeittestsystemen zeigen Aflatoxine eindeutig gentoxische
Wirkungen. Nach
Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz
für das gentoxische Potenzial von Aflatoxinen.
Therapie:
Nur nach größerer Giftaufnahme nötig. Bei
Gefäßkrämpfen Nitroglycerin.
Schock
Zeichen des Schocks:
a) aschgraue, kalte Arme und Beine
b) kaum tastbarer, schneller Puls (über 100
Schläge proMinute)
c) schlecht messbarer Blutdruck (unter 100 mmHg)
d) oberflächliche, schnelle Atmung
e) Ausbleiben einer ausreichenden Urinproduktion (unter 20 ml pro Std.)
Der Vergiftete kann im Schock sterben, daher
stets dem Schock vorbeugen durch Laienmaßnahmen:
a) Ruhe
b) Wärme (Unterlage, Zudecke)
c) flache Lagerung (Beine hoch, Kopf tief =
Körpereigene „Bluttransfusion“)
d) warme Getränke (Tee, Kaffee) bei
Ansprechbaren
Schocktherapie (Arzt):
a) Als Therapievoraussetzung wird vom Arzt
meist ein zentraler Zugang, z. B. über eine Subclavia-
Anonyma-Punktion, gelegt.
b) Beimhypovolämischen,
dem häufigsten Schock bei Vergiftungen, erfolgen sofortige Infusionen
ausreichender Mengen von Gelatine- oder HES-Lösungen
(Plasmaexpander). Bei Vergiftungen wird wegen Urineindickung möglichst wenig Dextran
infundiert. Keine peripheren Kreislaufmittel, die die
Nierendurchblutung drosseln wie Adrenalin- ode Noradrenalinderivate, sondern ausschließlich Infusion von
Dopamin.
c) Beim kardiogenen
Schock kann Dopamin im Dauertropf gegeben werden (Dosierung: 4 gamma/kg/min, d. h. 50 mg in 500 ml Laevulose).
d) Es folgt die Bekämpfung der Azidose mit
Bikarbonatdosen entsprechend wiederholten arteriellen Blutgasanalysen oder im
Notfall vorübergehend dem Urin-pH (über 7).
e) Bei Spastik im
Bronchialtrakt Theophyllin oder Orciprenalin.
Krämpfe
Es können Krämpfe auftreten, bei denen es zum
Atem-(und Herz-)stillstand kommen kann oder bei denen
sich der Vergiftete verletzen kann. Ein
Taschentuch (Guedel-Tubus) zwischen den Zahnreihen
und eine
laufende Beobachtung des Vergifteten bewahrt
diesen vor Schäden. Ein Arzt kann bei Krämpfen i. v.
Diazepam, Thiopental, Phenytoin
oder Suxamethonium spritzen, intubieren und beatmen.
Entgiftung verschluckter Gifte durch Kohle
Bei jeder Vergiftung durch geschluckte Gifte
sollte – auch im Anschluss an ein Erbrechen oder eine Magenspülung – ein
Fertigbecher Kohle-Pulvis in Wasser aufgelöst getrunkenwerden.
Kohle bindet das Gift, und es kann dann evtl. nach Gabe eines Abführmittels
(Natriumsulfat) den Darm verlassen.
Magenspülung (Arzt) (nur nach größerer Giftaufnahme)
Die sicherste und schonendste Art der
Giftentfernung ist die Magenspülung. Da einArzt nur
mit Unterstützung von 1–2 Helfern eine Magenspülung
durchführen kann, ist wichtig, dass diese vorher wissen, wie sie durchgeführt
wird. Angezeigt ist die Magenspülung bei allen lebensgefährlichen Giftmengen,
auch nach vorausgegangenem Erbrechen sowie bei allen Bewusstlosen (nach
Intubation) ohne Zeitgrenze. Bei Krämpfen sollte vorher als krampflösendes Medikament
1 Amp. Diazepam i. v.
injiziert werden. Bewusstlose können vorher intubiertwerden.
Eine Atem- und Kreislaufinsuffizienz sollte vorher behandelt werden.
Vor jeder Magenspülung unbedingt Atropin
(0,001 g i. v. oder i. m.) injizieren zur Vermeidung eines
vagalen Reflexes (Herz-, Atemstillstand). Bei Hypotonie vorherige
Infusion eines Plasma(ersatz)präparates,
bei Azidose Infusion von Natriumbikarbonat. Asservierung der ersten Spülportion. Ca. 30 Liter
Leitungswasser als Spülmittel. Instillation
von Medizinalkohle und Abführmittel.
Bei Gefäßkrämpfen
Medikament: Nitroglycerin (Nitrolingual-Spray, 0,4mg, Pohl)
Dosierung: 1–2 Hübe auf die Zunge, Wiederholung, nicht bei Hypotonie!