Acrylsäure

Synonyma:
Ethylencarbonsäure, Propensäure, Vinylcarbonsäure.

Formel:
CH,=CHCOOH

Beschaffenheit:

Farblose, mit Wasser mischbare, stark korrodierende, entzündliche Flüssigkeit mit penetrantem, Erbrechen

erregendem Geruch. Unter 13” C nadelförmige Kristalle. Reagiert mit Oxidationsmitteln, Metallen und organischen Verbindungen. Wirkt als Löse- und Reduktionsmittel.
Daten:
MG 72,06; Smp. 13” C; Sdp. 141 “C; Dichte 1,062 mischbar mit: Wasser und org. Lösemitteln.

Flammp. 54” C; Zündtemp. 374” C; Explosionsgrenzen in Vol.% 5,3-26,0; rel. Dampfdichte 2,5;

Dampfdruck (20” C) 4,3 mbar; Sättigungskonz. (20”) 12,7 g/ m3; max. 21.11E.m ission bei Massenstrom I

0,l kg/h 20 mg/m3

Wirkungscharakter:

besonders starke Reiz- und Ätzwirkung auf Haut und Schleimhäute, Lungenödem
Systemische Wirkungen sind nicht bekannt.

Toxizität:

MAK 20 ppm

Symptome:

20 %ige wäßrige Acrylsäurelösung: starke Verätzungen mit Blasenbildung auf der Haut und degenerative Veränderungen der Schleimhäute. schwere, lebensgefährliche Säureverätzungen, Lungenödem
Therapie:

Frischluft: Bei schwacher Atmung sofort Frischluft, besser mit Sauerstoff angereicherte Luft, zuführen.

Künstliche Beatmung: Bei Patienten mit blauen Lippen, aber vollem Bewußtsein sofort mit der künstlichen

Beatmung beginnen, am besten mit einem Beatmungsbeutel; wenn nicht vorhanden, durch Mund-zu-

Mund- und (bei Kindern) Mund-zu-Nase-Beatmung. Der Retter vermeidet einen Kontakt mit der Ausatmungsluft des Vergifteten. Die Beatmungsfrequenz beträgt bei Erwachsenen 15-10 mal pro Minute, bei

Kindern 30mal pro Minute.

Lungenödem, roxisches: Alle eingeatmeten oder beim Erbrechen in die Luftröhre gelangten ätzenden Substanzen können zu dem sogenannten toxischen Lungenödem führen. Hier kann trotz späterer Behandlung der Tod eintreten.
Frühzeichen der Lungenwassersucht sind: Hustenreiz, Kratzen im Hals, Atembeschwerden, Unruhe. Nach einer beschwerdefreien Zeit von einigen Stunden bis 24 oder 36 Stunden kann das Vollbild mit Blutwasserhusten, blauen Lippen, Erstickung oder Herzversagen auftreten. Vorbeugend sollte in jedem geringsten Verdachtsfall sofort ein Dexamethasonspray (Auxiloson Dosier Aerosol 5 Hübe alle 10 Minuten) inhaliert werden. Dieses kristalline Cortison dichtet die Lungenwände ab und verhindert rechtzeitig angewandt in jedem Fall ein toxisches Lungenödem. Der Reizgasvergiftete sollte stets warm zugedeckt ruhig in Frischluft liegen.

Haut: Bei Verätzungen sofort unter die Dusche gehen oder ein kaltes Vollbad nehmen, in jedem Fall benetzte

Kleider entfernen, sofort Wasser trinken. Benetzte Haut mit Wasser und Seife reinigen. Falls vorhanden,

kann bei fettlöslichen Stoffen, bei Säuren oder Laugen Polyethylenglykol (Roticlean) verwandt werden.

In keinem Fall Benzin oder andere Lösungsmittel, die die Resorption des Giftes fördern könnten, verwenden!

Nach Verätzungen Locacorten Schaum auftragen. Bei Verbrennungen ebenfalls sofort mit Kleidern in kaltes

Wasser springen bzw. Extremitäten unter fließendes kaltes Wasser mindestens 15 (!) Minuten halten;

dabei Kleider entfernen. Dann in Rettungsdecke (Aluminiumfolie) einwickeln. Viel trinken lassen; Volumina

notieren, keine Hautcremes, -Puder oder -salben auftragen.

Augen: Mit beiden Händen das Auge weit aufhalten und ca. 10 Min. unter fließendem Wasser oder mit der

Augenspülflasche oder mit einer Plastikspritzflasche, die mit Leitungswasser oder physiologischer Kochsalzlösung gefüllt ist oder mit Isogutt-Augenspülflasche spülen. Bei Schmerzen werden in das betroffene Auge zur Schmerzlinderung Chibro-Kerakain-Tropfen und anschließend zur Pufferung bei Säuren und Laugen mit Isogutt-Augenspülflasche beide Augen spülen. Anschließend wird ein Deckverband (Taschentuch oder Halstuch) über das vergiftete Auge gelegt und der Verletzte möglichst bald zum Augenarzt geführt Entgiftung bei Säuren-Laugenverätzung: Nach Verschlucken von Laugen und Säuren sofort Wasser oder irgendeine schnell greifbare Flüssigkeit außer Alkohol trinken lassen. Keine Zeit verlieren mit der Beschaffung von Eiermilch. Die Verätzung tritt im Magen innerhalb von 20 Sek. ein! Ein herbeigerufener Notarzt kann bei größeren verschluckten Laugen-/Säuremengen über eine Magensonde und angesetzte Spritze den Mageninhalt absaugen. Ein Erbrechen von konzentrierter Säure bzw. Lauge sollte verhindert werden, da die Speiseröhre empfindlich ist. Falls jedoch trotzdem ein Erbrechen eintritt, muß durch eine Kopftieflage des Patienten verhindert werden, daß Erbrochenes in die Luftröhre gelangt und zur Lungenentzündung führen kann.
Weiteres Vorgehen siehe Therapieschema Ätzmittelingestion.

Antidot: Cortison-Spray 2-5 Stunden lang bis zum Verschwinden der Beschwerden, lokales Antiphlogistikum.